Der Verein Shuri-Ryu Berlin e.V. veranstaltete im November 2018 ein inklusives Trainingswochenende zum Thema „Diversität in der Kampfkunst“. Das Angebot richtete sich an Menschen mit und ohne Behinderung, die eine Kampfkunst trainieren bzw. als Trainer_in unterrichten. Die Ausschreibung des Wochenendes ging an Kampfkunst-Trainierende im In- und Ausland. Für Teilnehmer­_innen mit Behinderung sollte es eine Gelegenheit bieten, andere Trainierende mit Behinderung kennen zu lernen und sich auszutauschen. Für einige Trainer_innen und Teilnehmer_innen ohne Behinderung war dieses Wochenende der erste Kontakt mit Menschen mit Behinderung, die sie sowohl als Teilnehmer_in als auch als Trainer_in erleben und so Vorbehalte und Berührungsängste im gemeinsamen Training abbauen konnten.

Das Besondere dieser Veranstaltung war es, dass alle Trainer_innen Kampfkünstler_innen mit Behinderung waren. Diese Konstellation sollte eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema "Teilhabe von Menschen mit Behinderung an der Gesellschaft" fördern. Unserem Verein ist es wichtig, dass Inklusion für Menschen mit Behinderung nicht nur bedeutet, "Mitmachangebote" zu nutzen, sondern auch, sich Kompetenzen erarbeiten zu dürfen und damit alle erdenklichen Positionen (Teilnehmer_in / Trainer_in/ Organisator_in, ...) einnehmen zu können. Für die Teilnehmer_innen ohne Behinderung bedeutete dies neben dem Abbau von Vorbehalten und Berührungsängsten, eine noch tiefere Auseinandersetzung mit dem oben erwähnten Thema, da die sonst üblichen "Hierarchieverhältnisse" an dieser Stelle aufgehoben sind.

Aufgrund des großen Interesses an dieser Veranstaltung erhöhten wir die Teilnehmer_innen-Zahl auf 28. Hinzu kamen zwei Gebärdendolmetscherinnen und drei Trainer_innen. Da viele Teilnehmer_innen mit Behinderung an der Veranstaltung teilgenommen haben (gehörlos, lernbehindert, körperbehindert, ...), konnten sich alle Teilnehmer_innen darin üben, Berührungsängste und Vorbehalte zu hinterfragen und neu zu überdenken. Die Trainer_innen haben eine offene Atmosphäre geschaffen und so einen Austausch unter allen Teilnehmer_innen angeregt und möglich gemacht.

Schön zu erfahren war auch, dass außerhalb der Trainingszeiten viele Diskussionen und Gespräche zum Thema Inklusion und Diskriminierung geführt wurden.

Der Filmabend (zwei Kurzfilme aus dem "Look and Roll"-Programm) diente als Forum für eine Diskussion innerhalb der gesamten Gruppe. Diskutiert wurden unter anderem verschiedene Wahrnehmungen von Menschen mit und ohne Behinderung, das sogenannte "Schubladen-Denken" und das sich zugestehen, dass manche Menschen mehr Kompetenzen in sich tragen als der erste vorurteilsbehaftete Blick hergibt.

In der weiteren Diskussion ging es dann um die Kampfkunst und die Möglichkeiten, die eigenen Trainings für Menschen mit Behinderung zu öffnen sowie die Schwierigkeiten, die damit verbunden sein können. Dazu gehört nicht nur geeignete Räume zu finden und höhere Kosten in Kauf nehmen zu müssen, sondern auch der Umgang mit den eigenen Ängsten, den vermeintlichen Anforderungen an ein inklusives Training nicht gewachsen zu sein.

Alle Teilnehmer_innen konnten an diesem besonderen Wochenende neue Perspektiven im Umgang und Denken über das Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung erfahren und erleben.

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